CDU diskutiert Einsatz von Luftreinigern in Schulen

„Sichere Bildung und Betreuung – Gesundheitsschutz an Schulen“

Der Vorstand des CDU-Stadtverbands Ludwigsburg diskutierte im Rahmen einer Online-Sitzung unter der Überschrift „Sichere Bildung und Betreuung – Gesundheitsschutz an Schulen“, welche Lehren aus der bisherigen Pandemie gezogen werden müssen. Sichere Schule soll jetzt weitergedacht werden, die Stadt als Schulträger stehe in der Verpflichtung und das Land müsse die Rahmenbedingungen setzten, so die CDU Ludwigsburg.

Bei dem Meinungsaustausch lag der Schwerpunkt einerseits auf der Corona-Pandemie sowie auf Viren und Aerosole und andererseits auch auf der Luftqualität in Ludwigsburg allgemein. Als mögliche Maßnahmen für sichere Schulen wurden der Einsatz von Luftfiltern in Schulen ebenso diskutiert wie die Ausstattung zum Gesundheitsschutz und die derzeitigen Teststrukturen für Schulkinder.

Mit einem Impulsvortrag gab Professorin Dr. Andrea Wechsler den Teilnehmern einen Überblick über den derzeitigen Stand aus wissenschaftlicher und landespolitischer Sicht. Wechsler ist CDU-Vorstandsmitglied sowie Mitglied im CDU-Landesfachausschuss für Wissenschaft, Forschung, Kunst und stellte die in die Zukunft gerichtete Frage an die Runde: „Wie sieht eine sichere Schule in der Post-Corona-Zeit aus?“ Ihrer Meinung nach kommt die Diskussion über sichere Schulen und Luftfilter jedoch ein Jahr zu spät. „Mit den richtigen Maßnahmen hätten wir deutlich früher die Schulen öffnen können und müssen. Dies hätte die schwierige Zeit des Homeschoolings für Kinder und Familien deutlich verkürzen können und den Kindern und der Bildung den Stellenwert in unserer Gesellschaft verliehen, den sie hätten haben sollen.“

Die Kommunen müssten sich angesichts des fehlenden Impfstoffs für die unter Zwölfjährigen sowie der eingeschränkten Impfempfehlung der STIKO fragen: „Wie nehmen wir als Kommune unsere Verantwortung für sichere Schulen wahr und welche mittel- bis langfristigen Schutzmaßnahmen treffen wir?“, so Andrea Wechsler.

Eine Umfrage des Landeselternbeirates vom April 2021 zum derzeitigen Gesundheitsschutz an Schulen im Rahmen der Pandemiebekämpfung zeigt das Stimmungsbild der Eltern. Es wurde die Frage gestellt: „Welche Gesundheitsschutz-Maßnahmen müssten aktuell an Grundschulen umgesetzt werden, damit die Schule aus Ihrer Sicht wieder ‚sicher‘ für Kinder ist?"

Die Maßnahme „Luftfiltergeräte zusätzlich zum Fenster öffnen" wurde dabei an vierter Stelle, nach „Fenster öffnen (natürliche Lüftung)", „ein sicherer Schulweg" und „Abstand halten" genannt. „Geimpfte Lehrkräfte", „kindgerechte PCR-Tests und CO2-Ampeln" sowie „Masken" folgten auf den Plätzen fünf bis acht. Die Umfrage wurde auch bei der Elternschaft an Realschulen und Gymnasien durchgeführt. Es ergab sich ein ähnliches Bild: 59 Prozent der befragten Eltern sprachen sich für Luftfilter als zusätzliche Maßnahme zum Fenster öffnen für den Gesundheitsschutz ihrer Kinder aus.

Kosten im Blick
Die Kosten für mobile Luftreiniger sind nicht unerheblich, gaben mehrere Vorstandsmitglieder zu bedenken, zumal von Schulen in Landkreisverantwortung berichtet wurde, wo Fenster öffnen und Lüften nach Plan hervorragend funktioniert. Ursprünglich waren die Luftfilter nur für Abschlussklassen vorgesehen. Jetzt steht ein flächendeckender Einsatz der Geräte zur Entscheidung im Gemeinderat an.

Nach Ansicht des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Maik Stefan Braumann steht über allem die Frage: „Wie sicher sind unsere Schulen und was können wir tun, um diese sicher zu machen?“ Die Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, dass Land und Kommunen gemeinsam den Bereich Bildung inhaltlich, zeitlich und finanziell angehen wollen. Das ist eine massive Herausforderung. Finanzielle Lasten müssen dabei angemessen verteilt werden. Dazu gehört auch der Schulhausbau. Die Stadt muss gewährleisten, dass sich die Fenster an den Schulen öffnen lassen, denn das regelmäßige Lüften aller Räume ist bekanntlich eine der zentralen Infektionsschutzmaßnahmen. Dort, wo keine ausreichende Belüftung der Räume sichergestellt werden kann, müssen andere Maßnahmen zusätzlich zum Einsatz kommen. Das können mobile Luftfiltergeräte sein.

„Bei den mobilen Luftfiltern hat man die Entwicklung für die Schulen verschlafen“, so Andrea Wechsler, „sie hätten im vergangenen Jahr einen gewichtigen Beitrag zur Sicherheit und zur Öffnung der Schulen leisten können. Laut einer Studie der Goethe-Universität Frankfurt können die Geräte bis zu 90 Prozent der belasteten Aerosole herausfiltern.“ In Kindergärten werden die mobilen Luftfilter eher wenig hilfreich sein, da bei diesen Altersgruppen die Tröpfcheninfektion im Vordergrund steht. Das bestätigten auf Nachfrage auch Freie Träger von Kindergarteneinrichtungen in der Stadt.

Weitgehend Einigkeit bestand im CDU-Vorstand: jetzt müsse zum einen auf eine schnelle Herdenimmunität gesetzt werden, auch wenn eine vollständige Impfung nicht zu 100 Prozent vor einer Corona-Infektion schützen könne. Wir haben es auch mit einer Mischung aus kritischen Schulen mit höherer Belastung, vulnerablen Gruppen, die gefährdet sind, und teilweise mit Familien mit einer geringen Impftendenz zu tun. Die Ständige Impfkommission werde voraussichtlich für unter Zwölfjährige keine flächendeckende Impfempfehlung gegen das Corona-Virus aussprechen. Das bedeute auch: wir müssen weiter mit Corona leben. Wie problematisch Long-Covid sich bei Kindern auswirke, sei dabei noch nicht geklärt.

Der Blick müsse jetzt nach vorne gerichtet und die Frage beantwortet werden: was bedeutet langfristig eine sichere Schule in der Zukunft? Maik Stefan Braumann sieht als vordringlichste Maßnahme eine Bestandsaufnahme aller Schulräume: „Die Verwaltung muss darlegen, wie sich die Gegebenheit der Lüftungssituation in den Schulräumen der einzelnen Schulgebäude in der Stadt darstellt und wie eine ausreichende Lüftung gesichert werden kann.“

Das Problem bei der natürlichen Fensterlüftung: Im Sommer findet aufgrund des geringeren Temperaturgefälles ein schwächerer Luftaustausch statt. Im Winter erfolgt richtiges Lüften aufgrund der kühlen Jahreszeit oftmals nicht im vorgeschriebenen Intervall. Sorgfältig geführte Lüftungsprotokolle sollten daher erstellt werden und auch die richtige Montage von CO2-Ampeln, die die verbrauchte Luft im Raum anzeigen sollen, müssten gewährleistet sein. Wo raumlufttechnische Anlagen mit Hepa-3-Filtern nachgerüstet werden können, soll dies erfolgen.

Der stellv. CDU-Vorsitzende Peter Schmid stellte klar: „Gesundheit muss im Vordergrund stehen und ist nicht verhandelbar!“ Im Gegensatz zu anderen Ländern sieht Schmid in Deutschland eine allgemein sehr schlechte Lüftungskultur. Dies betreffe nicht nur Schulen sondern beispielsweise auch gastronomische Einrichtungen. Auch sei es notwendig und darauf zu achten, so Schmid, dass bei künftigen Schulhaus-Neubauten oder Renovierungen adäquate Belüftungssysteme verbaut werden.

Richtig testen in Schulen
Bei den Teststrukturen in Schulen wurde ein Fortschritt dadurch erreicht, dass flächendeckend getestet werden muss und die Bescheinigungen 60 Stunden Gültigkeit erlangen können. Allerdings gibt es nach wie vor große Handhabungsunterschiede in der Stadt. Die meisten Schulen testen in den Schulen, jedoch setzen einige Grundschulen auf Eigentestung durch die Eltern. Hier wäre eine einheitliche Handhabung innerhalb der Stadt wünschenswert.

„Aufklärungsarbeit ist auch in Familien mit Migrationshintergrund notwendig“, so Vorstandsmitglied Zeynep Özbay, „die Schulen könnten hierbei ein Schlüssel zur Aufklärung sein. Familien haben ihre Kinder nicht immer in Vereinen, aber in Schulen!“

Kein flächendeckender Einsatz von Luftreinigern
Bei der Diskussion um Luftreiniger an Schulen sieht CDU-Stadträtin Dr. Edith Klünder die aufgerufenen Kosten der Verwaltung als nicht zustimmungsfähig an. Dr. Klünder betont aber auch: „Wir brauchen einen vernünftigen Weg für die Zukunft. Das Ziel muss sein, Kinder zu schützen und Schulen geöffnet zu lassen. Es darf keine Schließungen geben.“

Die CDU sieht Stand heute keinen flächendeckenden Einsatz von Lüftungsfiltern als erforderlich an und gibt einen Arbeitsauftrag an die Verwaltung, die Raum- und Lüftungssituation von kritischen Unterrichtsräumen noch vor der Sommerpause zu prüfen und zu ermitteln. Auf dieser Grundlage soll entschieden werden, wo ggf. Luftreiniger zum Einsatz kommen sollen.